Foto: Michael Kirsten

Rettung in Sicht

Zwei Mal Silber, vier Mal Gold

Rettung in Sicht? Am 25. März 2017 endete das Pilotprojekt. Sechs syrische Geflüchtete wurden im Rahmen eines sechsmonatigen Praktikums ab Oktober 2016 in der Schwimmhalle des FEZ-Berlin zu Rettungsschwimmern ausgebildet. Ziel des FEZ-Berlin war es, den Sechs durch die Ausbildung einen Zugang zum ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Das ist gelungen: Alle sechs Teilnehmer bestanden ihre Prüfung bei der Wasserwacht mit silbernem, bzw. goldenem Rettungsschwimmabzeichen. Wie es den Teilnehmern in den vergangenen 12 Monaten ergangen ist, erfahren Sie hier:

Enge Freunde, wenn nicht Familie

An einem sonnigen Nachmittag reicht Mohammad Mahmoud allen im Café die Hand und fragt in beinahe akzentfreiem Deutsch: „Wie geht es?“ Mahmoud kommt gerade von der Arbeit: Seit einem Jahr ist der 23-Jährige in der Schwimmhalle des FEZ als Rettungsschwimmer angestellt. Gemeinsam mit seinem Kollegen und Freund Ramadan Alzaher erhielt er nach dem Bestehen der Rettungsschwimmerprüfung Arbeit im FEZ. Während der sanierungsbedingten Schließzeit der Halle wurden die beiden in anderen Bereichen des Hauses eingesetzt: „Hauptsächlich im Garten“. Obwohl die Arbeiten auch Spaß gemacht haben, erzählt Mahmoud, sei er nun sehr froh, dass die Schwimmhalle wieder geöffnet ist. Und hier hatte er bereits erste berufliche Erfolgserlebnisse: „Vor dem Ertrinken musste ich noch niemanden retten. Aber ein kleiner Junge hatte im Wasser einen allergischen Schock und wurde bewusstlos. Ich konnte ihn mit Erster Hilfe wieder zu Bewusstsein bringen.“

Auch Ramadan Alzaher, mit dem er sich die Stelle im FEZ teilt, geht es gut: „Wir arbeiten beide zwei Tage in der Woche. So haben wir noch genug Zeit, unsere Deutschkurse weiterzumachen.“ Ezzat Mardini und Ahmad Hasan, erzählt Mahmoud, sind bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt und werden regelmäßig als Rettungsschwimmer vermittelt: hauptsächlich in den Spreewaldpark und in Neuköllner Schwimmhallen. Hussein Maher arbeitet noch an seinen Sprachkenntnissen, Ziad Kzzool kümmert sich nach einer Trennung von seiner Frau um seine drei Kinder.

Längst sind die Sechs sehr enge Freunde, wenn nicht sogar Familie geworden: Sie haben Patenschaften für die Kinder der jeweils anderen übernommen und sich vor ein paar Monaten sogar gemeinsam ein Auto gekauft. Genutzt wird es hauptsächlich von Ahmet Hasan: Dem Familienvater ist es in der Zwischenzeit gelungen, Kita- und Schulplätze für seine Kinder zu finden. Da die Vier dafür jeden Morgen in unterschiedliche Bezirke müssen, war er jeden Tag über drei Stunden mit Bringen und Abholen beschäftigt. Viel zu lange, fanden die anderen und legten für seinen Führerschein und einen gebrauchten Wagen zusammen. 

Erst müssen die Kinder versorgt sein

Neues Portrait. Eva-Lena Lörzer spricht mit Ahmad Hasan über seine Flucht, seine Sorgen, seine Wünsche. Portrait lesen...

Dem Fluss das Fürchten lehren

Weiteres neues Portrait. Eva-Lena Lörzer im Gespräch mit Hussein Maher. Zum Portrait...

Ein Luxus im Vergleich

Ein Portrait über Ziad Kzzool, einem weiteren Teilnehmer von "Rettung in Sicht". Langsam kommen er und seine Familie hier an. Zum Portrait...

 

Um einen integrativen Beitrag zu leisten, hat Thomas Liljeberg-Markuse, der Geschäftsführer des FEZ, das Projekt „Rettung in Sicht“ erfolgreich initiiert. Mit seinem Ausbildungsprojekt setzt Liljeberg-Markuse auf Modellcharakter. Zu den Pressestimmen

Ohne Arbeit fühle ich mich wie lebendig begraben

Eva-Lena Lörzer im Gespräch mit Ezzat Mardini. Fünf Jahre war er Schwimmtrainer der syrischen Nationalmannschaft. Lesen Sie hier...

Das FEZ verbindet uns

Mohammad Mahmood und Ramadan Alzaher sind beide aus Syrien nach Berlin geflohen. Dort sind sie durch Zufall erst in der gleichen Notunterkunft und später im gleichen Wohnheim untergebracht worden. Ihre Hintergründe könnten nicht unterschiedlicher sein. Erfahren Sie mehr...

Yusra Mardini

Einer der sechs Auszubildenden von „Rettung in Sicht“ ist Esraat Mardini, der Vater und einstweilige Trainer von Olympiateilnehmerin Yusra Mardini. Die Geschichte der 18-Jährigen ging um die Welt: Bei ihrer Flucht über das Mittelmeer rettete die syrische Schwimmerin im Sommer 2015 gemeinsam mit ihrer Schwester Sarah 18 Passagieren ihres Schlepperbootes das Leben. Als der Außenbordmotor ihres Schlauchbootes versagte, sprangen Yusra und Sarah Mardini ins Wasser und zogen das Boot über drei Stunden die neun Kilometer vom türkischen Izmir über die Ägäis bis zur griechischen Insel Lesbos. Im Sommer 2016 nahm Yusra Mardini an den Olympischen Spielen teil. Das Time Magazine wählte die Wahlberlinerin jüngst zu einem der 30 einflussreichsten Teenager weltweit.

Yusras Grußbotschaft

Olympiaschwimmerin Yusra Mardini unterstützt das deutschlandweit einmalige Schwimmprojekt für Geflüchtete im FEZ-Berlin